Landshuter Umweltzentrum verleiht „Klima- und Umweltpreis“ – ohne Beteiligung der Stadt
Von Stefan Klein
Einem von der Stadt und dem Landshuter Umweltzentrum e. V. gemeinsam verliehenen Umweltpreis hatte der Umweltsenat durchaus überraschend in seiner letzten Sitzung Anfang Juni zumindest auf absehbare Zeit einen Riegel vorgeschoben (unsere Redaktion berichtete): Auf Antrag von Grünen-Stadträtin Sigi Hagl wurde das Thema mit den Stimmen von Hagl, Hedwig Borgmann (ebenfalls Grüne), Elke März-Granda (ÖDP) und Falk Bräcklein (Die Linke/mut) in die zweite Lesung verwiesen. Damit hätte der vom Umweltzentrum gewünschte zeitliche Ablauf nicht eingehalten werden können, weshalb sich der Verein entschlossen hat, den „Landshuter Klima- und Umweltpreis“ 2022 in Eigenregie zu vergeben – ohne Beteiligung der Stadt.
Schindlbeck: „Jetzt machen oder gleich bleibenlassen“
Das heißt: Die Bewerbungsphase für den Klima- und Umweltpreis läuft nun vom 15. Juni bis zum 31. Juli. Die Kooperation mit der Stadt habe sich durch den Beschluss des Umweltsenats „ein bisschen zerschlagen“, womit der Vorstand des Umweltzentrums vor der Wahl gestanden habe, es „jetzt zu machen oder gleich bleibenzulassen“, erläutert der seit Ende vergangenen Jahres amtierende Vereinsvorsitzende Jürgen Schindlbeck. Man habe sich für die Durchführung entschieden, der bereits erfolgten Vorarbeiten wegen und nicht zuletzt deshalb, weil der neue Vorstand mit der Reaktivierung des Umweltpreises ein starkes Auftaktsignal für künftige Vorhaben geben wolle.
Gelinde gesagt nicht glücklich mit dieser Entwicklung ist Elke März-Granda. Zwar stehe dem Umweltzentrum selbstverständlich frei, (wieder) einen Landshuter Umweltpreis zu verleihen – diesen hatte das Umweltzentrum schließlich 2006 selbst aus der Taufe gehoben. Dass allerdings die Beschlusslage des Umweltsenats, wonach der Umweltpreis nun ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Umweltzentrum sein soll, ignoriert werde „und wir als Antragsteller nicht einmal darüber informiert werden“, befremdet die Stadträtin. „Mehr als irritiert“ sei sie zudem, dass offenbar in städtischen Liegenschaften per Plakat für den Umweltpreis geworben werde. Auf Nachfrage heißt es seitens des städtischen Klimaschutzmanagements, dass die Stadt den Umweltpreis nicht bewerbe.
März-Granda betont, dass es ihr in ihrem Stadtratsantrag 2020 um einen offiziellen Umweltpreis der Stadt gegangen sei. Sie sei „okay damit“ gewesen, das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum durchzuführen, könne aber „nicht ganz nachvollziehen“, dass „die Stadt da so mitzieht“. So habe sie auch „verblüfft“, dass Oberbürgermeister Alexander Putz sogar die Schirmherrschaft übernehme.
Sigi Hagl wiederum hätte es besser gefunden, „nächstes Jahr vernünftig gemeinsam mit dem Umweltpreis zu starten“. Sie habe Verständnis, dass das Umweltzentrum den Preis nun selbstständig verleihe, seien von diesem doch schon gewisse Vorarbeiten geleistet worden.
Hagl: Besser „nächstes Jahr gemeinsam“
Die Grünen-Stadträtin kritisiert allerdings, dass die Verwaltung entgegen ihrem klaren Auftrag aus der Umweltsenatssitzung vom April, sich über die Zusammensetzung der Jury Gedanken zu machen, dieses Problem in der Junisitzung „nicht aus der Welt geschafft“ habe. „Bei einem städtischen Umweltpreis ist eindeutig, dass es feste Jurymitglieder geben muss, die die ganze Bandbreite an Umweltthemen abdecken müssen“, sagt Hagl. „Und es ist zwingend, dass ein Naturschutzverband, ob Bund Naturschutz oder Landesbund für Vogelschutz, in der Jury vertreten sein muss. Davon war aber nicht die Rede.“ Sie teile durchaus auch die Einschätzung von Elke März-Granda, wonach sechs Wochen Bewerbungsfrist deutlich zu kurz seien. Grundsätzlich jedenfalls seien zu viele Fragen offen gewesen, weshalb sie Antrag auf zweite Lesung gestellt habe.
In einer nachträglichen Besetzung der Jury, die anhand des Inhalts der eingereichten Bewerbungen benannt werden soll, sieht dagegen Rudolf Schnur, als damaliger Vorsitzender des Umweltzentrums einer der „Erfinder“ dessen Umweltpreises, „kein Problem“. Er selbst kenne genügend Fachleute, die für eine solche Jury in Frage kämen, und unterstütze die neue Vereinsführung gerne. Auch das Argument der zu kurzen Bewerbungsfrist lässt der Vorsitzende der CSU/LM/JL/BfL-Fraktion, der auch Mitglied des Umweltsenats ist, nicht gelten. Die Bewerbung für den Landshuter Klima- und Umweltpreis sei bewusst niedrigschwellig angelegt, bekräftigt er: „Das geht in einer Viertelstunde. Man muss keine Scheu haben, jeder kann mitmachen. Oder vielleicht auch den Nachbarn vorschlagen.“ Es bestehe zudem die Möglichkeit, Unterlagen nachzureichen, wenn dies nach der Bewerbung notwendig sein sollte.
Schindlbeck wie Schnur gehen davon aus, dass eine Zusammenarbeit beim Umweltpreis zwischen Stadt und Umweltzentrum in der Zukunft keineswegs ausgeschlossen ist. Auch Sigi Hagl sieht „überhaupt nicht, dass ein städtischer Umweltpreis damit gestorben ist“.
Das Klimaschutzmanagement der Stadt teilt dazu mit: „Das Umweltzentrum hat der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass es gerne bereit ist, die Gespräche im kommenden Jahr wieder aufzunehmen, um eine mögliche gemeinsame Preisvergabe im Jahr 2024 zu besprechen. Im kommenden Umweltsenat am 26. Juli wird der Sachstand vorgestellt und über das weitere Vorgehen vonseiten der Stadt entschieden.“
© Bildquelle: Landshuter Umweltzentrum e. V.
© Berichterstattung: Landshuter Zeitung vom 27.06.2022